Borussias Training mit Shutterbrille zwecklos

Bei Borussia Mönchengladbach trainiert Torhüter Yann Sommer auf Rat des neuen Torwarttrainers mit einer „Shutterbrille“. Leider vermutlich umsonst, denn diese Brillen zur Wahrnehmungsschulung sind zwar schon seit einigen Jahren auf dem Markt. Aber bislang gibt es keine (wissenschaftlichen) Studien, die Trainingseffekte belegen! Das sage nicht ich, das sagt Dr. rer. nat. Gernot Jendrusch, Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung an der Fakultät für Sportwissenschaft Ruhr-Universität Bochum.

Viele Hersteller bieten diese Brillen an, ohne einen entsprechenden Effektivitätsnachweis zu erbringen. Wirklich „kontrollierte“ Trainingsstudien gab es bisher laut Jendrusch nicht: „Eine Bochumer RCT-Studie zur Effek­ti­vi­tät eines auch Spitzensportlern offeriertes (sportartunspezifisches) Sports Vision Trainings [Cordes, 2013] – bei dem unter anderem auch die Shutterbrille eingesetzt wurde – ergab keine signifikanten trainingsgruppenspezifischen Unterschiede zwischen der Trainingsgruppe, die über sechs Wochen dreimal wöchentlich trainierte, und der Kontrollgruppe, die ein Placebotraining durchführte“, schreibt mir der Experte aus Bochum.

Allerdings, Okklusion bringt Steigerung

Allerdings, so Jendrusch: Bochumer Untersuchungen ergaben, dass bei spezifischen Einstellmodi der Shutterbrille durch die „Okklusion“ (teilweise Wegnahme von Informationen, zum Beispiel über den Ballflugweg) durchaus eine Steigerung der visuellen Beanspruchung im Training möglich ist. „Folgestudien an der RUB von Binz [2014] konnten dies für die Situation „Tennisvolley“ bestätigen: die Zielschlagpräzision variiert mit unterschiedlichen Einstellmodi. Das heißt, beanspruchungsinduziert (aufgrund der partiellen Okklusion) kann/muss der Sportler gegebenenfalls (kompensatorisch) andere Ressourcen nutzen, um die vorgegebene (sportartspezifische) Zielschlagaufgabe zu erfüllen. Mit anderen Worten: Ein ‚Trainingsreiz‘ für adaptive Veränderungen ist zumindest denkbar“, erklärt Jendrusch.

Demnach kann man zumindest nicht ausschließen, dass Sommers Training mit „Sonnenbrille“ einen Nutzen hat. Setzt man das nun ins Verhältnis zur Verletzungsgefahr für sich selbst und seine Mitspieler – dann könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass er wohl lieber ohne Shutterbrille trainieren sollte. Aber dann hätte auch eine erste tolle Idee des neuen Torwarttrainers einen Makel.
Rundum, ob durch Shutterbrillen wirklich Effekte erzielt werden, muss erst noch untersucht werden! Danke an Gernot Jendrusch

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